Nachhaltige BeschaffungFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Büro/Gebäudemanagement

Die Produktauswahl hat Einfluss auf unsere Umwelt und Gesundheit

Ökologischer Einkauf ist machbar, juristisch abgeklärt und politisch gewünscht. Dabei sollten Sie sich und Ihre Mitarbeiter nicht überfordern und zu Beginn einige wenige – aber relevante – Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen in Ihre Beschaffung einbeziehen. Wichtig ist auch, dass Sie Ihre Lieferanten und Dienstleister in Ihre Umstrukturierungen einbeziehen, damit auch diese eine Chance erhalten, ihr Angebotsportfolio umzubauen.

Begreifen Sie ökologische Beschaffung als Chance, „verstaubte“ Beschaffungsvorgänge zu „entrümpeln“ und auf den neuesten Stand zu bringen. Sie werden dabei auch auf wesentliches Kosteneinsparungspotenzial stoßen.

Folgende Schritte sind notwendig:

  • Ämter- oder Abteilungsübergreifende Arbeitsgruppenbildung zur Bestandsanalyse Ihrer „Beschaffung“ und möglicher Optimierungsziele in Organisation und Ausführung.
  • Grundsatzbeschluss auf (politischer) Entscheidungsebene, künftig bevorzugt Produkte/Energie aus nachwachsenden Rohstoffen zu beziehen.
  • Übernahme dieses Beschlusses in die Vergabeordnung oder ggf. Bauplanung.
  • Einheitliches und abgestimmtes Verwaltungshandeln in den verschiedenen Handlungsfeldern bezogen auf eine ökologische Beschaffung.
  • Berücksichtigung von Lebenszykluskosten.
  • Fortbildung der Beschaffungsverantwortlichen zu ökologischen und rechtlichen Aspekten bei der Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen.
  • Kontrolle und Optimierung des Prozessablaufes.

Einkauf neu denken: Andere Bieterstrukturen und Marktsondierung

Eine Sondierung des Marktes und der Strukturen von Anbietern nachhaltiger Produkte findet, anders als bei Wirtschaftsunternehmen, im öffentlichen Sektor kaum statt. So bleibt es bei umfangreichen Rahmenverträgen, die aber von den vielfach kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) unter den Herstellerfirmen vom Produktumfang bzw. –sortiment nicht alleine gestemmt werden können.

Zusammenschlüsse von Herstellern gibt es (noch) nicht. Außerdem: Nachhaltige und vor allem auch biobasierte Produkte sind oft erklärungsbedürftig. Sie können über ein standardisiertes Einkaufsprozedere nicht so einfach beschafft werden. Erst recht nicht, wenn sich die öffentliche Hand nicht sicher ist, welche Anforderungskriterien an solche Produkte zu formulieren sind und welche Umweltzeichen als Nachweis gelten. Auf Bieterseite stellen die Vorgaben der e.Vergabe eine weitere Hürde dar. Aber auch die unterschiedlichen Ausschreibungsportale von Bund, Ländern und Kommunen sind für KMU nicht einfach zu erschließen, wenn dafür kein Personal abgestellt werden kann.

Dabei gibt es inzwischen eine Vielfalt an Produkten für alle öffentlichen Anwendungsfelder, wie "Die nachwachsende Produktwelt" zeigt. Mehr als 5.000 Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen, die eine maßgebliche Rolle für den Klima- und Ressourcenschutz sowie unsere Versorgungssicherheit spielen, sind dort ausführlich beschrieben und mit Herstellerangaben versehen. Die entsprechenden anerkannten Gütezeichen werden ebenfalls erklärt.

Für die Büroarbeitswelt hat die FNR eine eigene Plattform eingerichtet "Das nachwachsende Büro" . Hier dreht sich alles um die Anwendungsfelder Büroausstattung, -material und –einrichtung.

Hängeregister mit Einkauf-Beschriftung

Ökologischer Einkauf ist machbar, juristisch abgeklärt und politisch gewünscht. Copyright: Roger Jegg, Fotolia

Büroartikel aus Gras und Kakaoschalen

Auf der internationalen Büroartikelmesse „Paperworld“ 2019 in Frankfurt wurden zwei „Produkte des Jahres“ in der Kategorie „Nachhaltigkeit“ ausgezeichnet.

Das Papier für die Kalenderserie „Agrar“, des Kalenderspezialisten Zettler besteht zu 50% aus Mähgut einer Ausgleichsfläche im Biosphärenreservat Schwäbische Alb, nahe der Papierfabrik Scheufeln, in der das innovative Graspapier produziert wird. Kurze Lieferwege bedeuten ein zusätzliches Nachhaltigkeitskriterium.

Im Vergleich zu Papier aus reinem Holzzellstoff kann hierbei der Wasser- und Energiebedarf deutlich reduziert und zudem rein mechanisch und ohne chemische Zusatzstoffe verarbeitet werden. Die Kalender sind FSC®-Mix-und ISEGA-zertifiziert. Weitere Informationen: www.zettler.de

Ein weiterer Gewinner in der Kategorie „Nachhaltigkeit“ als „Produkt des Jahres 2019“ ist das Familienunternehmen Rössler mit seiner neuen Serie „Cacao“. Die Dürener Papiermanufaktur hat eine besonders trendige Kollektion für Notizblöcke, Ordner und Boxen herausgegeben. Bei der Verarbeitung von Kakaofrüchten fallen die Schalen als Reststoff an, die dann in der EU zu Kakaopapier weiterverarbeitet werden. Weitere Informationen: https://www.roessler.eu

Produktsortiment Cacaopapier

Innovatives und dekoratives Produktsortiment aus Kakaoschalen von Rössler Papiere. Foto: FNR/Missalla-Steinmann

Zettler-Geschäftsführerin Susanne Bergmann präsentiert stolz das „Produkt des Jahres 2019“

Zettler-Geschäftsführerin Susanne Bergmann präsentiert stolz das „Produkt des Jahres 2019“. Foto: FNR/Missalla-Steinmann

Im doppelten Sinne nachhaltig

Weitere Anbieter in diesem Segment sind in mehrfacher Hinsicht nachhaltig unterwegs. Das sind gemeinnützige Einrichtungen, wie die Steinhöringer Werkstätten, die regionales Holz in hochwertige Produkte für den Schreibtisch verwandeln. 

Die Kontaktaufnahme ist über http://www.steinhoeringer-werkstaetten.de/ möglich.

Nachhaltigkeitsanforderungen an den Auftragsgegenstand binden

Nach einer Marktsondierung ist es einfach, dem Produkt eine Rohstoffeigenschaft zuzuschreiben. Die Ausschreibung eines Kugelschreibers aus Holz oder aus Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft ist ebenso zulässig, wie die Ausschreibung von einer Computermaus aus biobasiertem Kunststoff, wie sie beispielsweise von Nager IT produziert wird. Anders als ein Holzprodukt, welches die nachhaltige Herkunft des Holzes durch ein Gütezeichen von PEFC oder FSC belegen kann, ist dies bei biobasierten Kunststoffen nicht so ohne weiteres möglich, weil die Compounds bei diesen Produkten oft aus Mischungen verschiedener Rohstoffe bestehen. Lediglich der Blaue Engel verfügt mit der UZ 200 über eine entsprechende Zertifizierung, die aber bisher kaum genutzt wird.

Dieser kleine Querschnitt macht deutlich, dass wir es hier nicht unbedingt mit den gewohnten Anbieterstrukturen zu tun haben, die über eine professionelle Händlerstruktur verfügen oder in Einkaufskatalogen entsprechender Katalogfirmen gelistet sind. Einzig die Fa. Kreller bietet nachhaltige Büroartikel in einem eigenen Katalog an. 
Siehe: https://www.kreller.de/oekologisch-handeln/

Hilfestellung für und bei einem nachhaltigen Einkauf bietet auch die Firma TEK-Service AG, die damit der Landeshauptstadt Mainz zu einem Innovationspreis für nachhaltigen Einkauf verholfen hat.

Es gibt sie also die nachhaltigen und biobasierten Produkte und auch die Hilfestellungen für den nachhaltigen öffentlichen Einkauf. Jetzt müssen Sie nur noch einfach mal andere Einkaufswege gehen.

Fangen Sie einfach mit der nachwachsenden Produktwelt an: https://www.die-nachwachsende-produktwelt.de/ 

Kugelschreiber aus Holz

Kugelschreiber aus Holz von den Steinhöringer Werkstätten. Foto: M. Missalla-Steinmann/FNR

Büromaterialien aus Holz, zum Beispiel Tacker.

Büromaterialien aus Holz von den Steinhöringer Werkstätten. Foto: M. Missalla-Steinmann/FNR